Dass die Republik bunter wird, scheint inzwischen eine Tatsache zu sein. Damit es in den Augen der Einheimischen nicht zu bunt wird, ist eine schnelle Integration von Flüchtlingen, gerade in die deutsche Arbeitswelt, unverzichtbar. Nicht in Zahlen zu messen, aber wichtig ist der Hinweis, dass in einem Land, in dem Fleiß, Einsatzfreude und Arbeitswille einen hohen Wert darstellen - und sogar mit ziemlicher Eindeutigkeit zu den sonst schwer identifizierbaren ´typisch deutschen` Eigenschaften gezählt werden - jeder Neuankömmling die Chance haben sollte, sich auf dieser Ebene zu beweisen.
Vorbereitung auf die Ausbildung
Die Kreishandwerkerschaft Duisburg hat sich mit dem Programm ´Berufsorientierung für Flüchtlinge (BOF)` genau dieses Ziel gesetzt: Flüchtlingen die Fähigkeiten und Kenntnisse zu vermitteln, mit denen sie auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen können, um sich ihre eigene Existenz aufzubauen. Leicht ist dies nicht, weil die Sprachbarriere hoch und die deutsche Sprache nicht die einfachste ihrer Art ist. Dennoch zeigt sich auch hier, dass die BOF-Teilnehmer eine hohe Motivation haben. Sie wollen Erfolg, und genau diese Haltung ist der erste Schritt, ihn zu erreichen.
Wunschberuf Maler und Lackierer
Zur Zeit erwerben im Bildungszentrum der Kreishandwerkerschaft Duisburg ein 21-jähriger Flüchtling aus Syrien und ein 27-jähriger, der aus seiner Heimat Nigeria fliehen musste, die Grundfertigkeiten, um eine Ausbildung als Maler und Lackierer zu beginnen. Beide kamen im Jahr 2015 nach Deutschland. Für den Syrer war die Teilnahme an dem von der Bundesagentur für Arbeit geförderten Programm ´Perspektive für junge Flüchtlinge im Handwerk` der erste Schritt, von dort kam er zur Berufsorientierung für Flüchtlinge. Der Blick auf verschiedene Handwerksberufe führte ihn zu einer Entscheidung: Maler und Lackierer, das sollte es sein. Der Weg bis zur eigenständigen ´Pinselführung` wird noch lang sein, weil neben der Sprache oft auch Mathematikkenntnisse fehlen. Was an Schulsystemen liegt, die mit dem deutschen schwer vergleichbar sind, aber auch an der Tatsache, dass in den Ländern, aus denen Flüchtlinge aufbrechen, das Lernen zur Nebensache wird, wenn es um das nackte Überleben geht.
Hilfe für unterwegs
Es ist eine harte Zeit und ein langer Weg für die beiden jungen Männer, aber die Kreishandwerkerschaft, unterstützt durch die Förderung durch das Bundesbildungsministerium, bietet Hilfestellung. Sozialpädagogen begleiten bei Behördengängen und erklären, was zu tun ist. Es geht darum, Vertrauen zu Menschen aufzubauen, die durch teils traumatische Erfahrungen vor und während der Flucht geprägt sind. Wichtig ist, den Kontakt zwischen den örtlichen Handwerksbetrieben und den Teilnehmern des BOF herzustellen. Denn von den 13 Wochen, die das Programm dauert, werden die letzten vier Wochen zu einem Praktikum in einem Betrieb genutzt, wo die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten in der Praxis erprobt werden können. Problematisch ist, dass nicht alle Unternehmen wissen, welche Möglichkeiten und Unterstützungsangebote es gibt. Haben sie einen Praktikanten aufgenommen, lösen sich viele der befürchteten Probleme in Luft auf.
Denn die hohe Motivation der Flüchtlinge erleichtert die Zusammenarbeit enorm.
Das BOF-Programm bereitet auf den ersten Ausbildungsmarkt vor. Die - realistische - Hoffnung ist, dass so in einigen Jahren die Fachkräfte herangezogen werden, die schon jetzt händeringend gesucht sind. Der realistische Blick sagt, dass es 5 bis 7 Jahre dauern wird, bis die Flüchtlinge schließlich auf dem deutschen Arbeitsmarkt etabliert sind. Dann allerdings, als ausgebildete Maler und Lackierer, werden sie helfen, diesem Land noch mehr Farbe zu verleihen.