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Der Mindestlohn war bei seiner Einführung ein Herzensanliegen von Gewerkschaften und dem sozialdemokratischen Teil der großen Koalition. Unter Wirtschaftswissenschaftlern allerdings tobte ein heftiger Streit über den ökonomischen Sinn oder Unsinn dieser staatlich festgelegten Untergrenze. Arbeitsplatzvernichtung oder vermehrte Attraktivität und Konjunkturspritze? Immerhin - das Prinzip ´Ein guter Arbeiter ist seines Lohnes wert` ist auch ein Teil des inzwischen so gerne angeführten Abendlandes.


Ganz ohne Diskussionen darf man davon ausgehen, dass sich die Gesellen in den Maler-Betrieben und Lackierereien im Kreis Kleve über ein Plus im Portemonnaie freuen werden.
Nach Angaben der IG Bauen-Agrar-Umwelt steigt der Mindestlohn für diese Gruppe auf 13,10 Euro pro Stunde. Das schlägt sich gemäß Gewerkschaftsrechnung in einem monatlichen Plus von 52 Euro für die Maler und Lackierer nieder.

Auch Ungelernte profitieren von einer Erhöhung auf eine Minimalentlohnung von 10,10 Euro für die Arbeitsstunde.
Die Gewerkschaft macht allerdings deutlich, dass für sie der Tariflohn nach wie vor die Messlatte darstellt. Dieser liegt bei 15,59 Euro pro Stunde, Anspruch darauf haben laut IG BAU ihre Mitglieder, sofern sie als Gesellen in einem Betrieb arbeiten, der Mitglied in der Innung der Maler und Lackierer ist.
Für die in der Branche eingesetzten Leiharbeiter gilt die Mindestlohn-Erhöhung ebenfalls.

Nach Angaben der Arbeitsagentur beträgt die Zahl der Beschäftigten in den Maler- und Lackiererei-Betrieben im Kreis Kleve derzeit etwa 600.
Während der Bezirkschef der Gewerkschaft lobend von einer finanziell wichtigen Absicherung nach unten spricht, stellt sich für den Kunden eine ganz andere Frage - nämlich die nach der Bezahlbarkeit von handwerklichen Arbeiten im Bereich der Maler und Lackierer. Sicherlich führt eine Lohnerhöhung möglicherweise zu einer Erhöhung bei den Preisen handwerklicher Dienstleistungen. Aber abgesehen davon, dass gute Arbeiter und ihre Arbeit auch eine entsprechende Entlohnung haben sollten - was im Endeffekt auf eine moralische Frage und auf das Selbstbild unserer Gesellschaft hinausläuft - gibt es auch hier eine ganz praktische Perspektive.

Gute Arbeit erwartet jeder. Aber kann man ernsthaft Qualität verlangen, wie sie von einem Innungsbetrieb garantiert wird, und gleichzeitig die Dumpingpreise von Ein-Mann-Unternehmen zum Maßstab machen? Hier mündet Sparsamkeit in Kurzsichtigkeit, denn eine profunde Beratung und eine perfekte Durchführung der Arbeiten rechnen sich nach kurzer Zeit immer mehr als Pfusch - denn der ist vielleicht auf kurze Sicht billig, preiswert ist er niemals.